Das war die dritte Jahrestagung der BAG Kindheit & Jugend in Köln

Das war die dritte Jahrestagung der BAG Kindheit & Jugend in Köln

Vom 25. bis 27. April 2025 fand in Köln die dritte Jahrestagung der BAG Kindheit & Jugend mit dem Thema „Aufwachsen in der Klassengesellschaft“ im charmanten Tagungshaus der Naturfreunde Köln Mitte, einem Kleinod der historischen Arbeiterbewegung, statt. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten und Impulsen erwarteten die aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten Genoss*innen diesmal, erstmals für die noch junge Arbeitsgemeinschaft, auch die Formalien einer ordnungsgemäßen Neuwahl des Sprecher*innenkreises und des Koordinierungskreises. Doch der Reihe nach.

Der erste Tag der Tagung, der Freitagabend, stand ganz im Zeichen des besseren Kennenlernens sowohl der Arbeitsgemeinschaft als auch untereinander. Nach der Begrüßung durch die Kölner Parteivorsitzende Nadine Mai richtete Attila Gümüs, das Kölner Mitglied des Sprecher*innenkreises, einige einleitende Worte an das Plenum. Es folgten Austausch- und Kennenlernrunden, durch die die Genoss*innen mit ihren vielfältigen Hintergründen aus der Kinder- und Jugendhilfe sowie aus Wissenschaft und Politik in einen ersten Austausch kamen. Bei Pizza, Limonade und Bier klang der Abend dann gemütlich aus.

Auf, auf in Richtung Einrichtungsbesuch

Der zweite Tag der Tagung begann am Samstagmorgen nicht am Tagungsort, sondern in Köln-Mülheim mit einem Besuch des Don Bosco Clubs Köln, einem der bundesweit ältesten Jugendclubs in Deutschland, der in den letzten Jahren ein spannendes Angebot an der Schnittstelle von Jugendarbeit, Sozialabeit und Wohnungslosenhilfe entwickelt hatte. Die Leiterin der Einrichtung, Magdalena Keil, berichtete uns dort, wie ihre Modellprojektförderung bereits im letzten Jahr ausgelaufen ist und sie täglich um die Weiterfinanzierung der Jugendnotschlafstelle kämpft, die auch dank eines großartigen ehrenamtlichen Engagements aus der Nachbarschaft aufrechterhalten wird. Attila Gümüs überreichte bei dieser Gelegenheit Spenden aus dem Bundestagswahlkampf an den Träger und versprach, im Jugendhilfeausschuss weiter für dieses so wichtige Projekt zu kämpfen. Unter leichtem Zeitdruck ging es dann zügig weiter zur Keupstraße, die 2004 vom NSU mit einem Nagelbombenanschlag terrorisiert wurde. Bis zum Auffliegen des NSU 2011, also sieben lange Jahre lang, wurden die Bewohner*innen der Straße selbst verdächtigt und trotz vorliegender Indizien nicht in Richtung Rechtsterrorismus ermittelt. Ein rassistischer Justizskandal sondergleichen! Am Ort des Anschlags trafen wir Peter Bach, der uns die Geschichte der Straße und des Skandals und die Schwierigkeiten, einen angemessenen Erinnerungsort zu schaffen, vor Ort schilderte.

Die Keupstraße bot uns dann eine große kulinarische Auswahl für einen Mittagssnack um dann gestärkt zurück zum Tagungsort zu fahren, wo die Teilnehmenden zwei Vorträgen aus Verwaltung und Wissenschaft lauschten. Den Anfang machte Isolde Aigner mit einem Input zu guten Beteiligungsformaten und -ansätzen aus Verwaltungssicht. Kontrovers diskutiert wurden die politische Perspektive auf offizielle Beteiligungsangebote und die Frage der Konfliktorientierung. Den inhaltlichen Abschluss des Tages bildete dann ein Vortrag von Holger Ziegler, Professor für Soziale Arbeit an der Universität Bielefeld, zu Klassen-, Subjekt- und Gerechtigkeitserfahrungen, der - wie der Titel schon vermuten lässt - einen weiten Bogen von der marxistischen Klassentheorie bis hin zu empirischen Befunden zu Gerechtigkeit aus einer Klassenperspektive spannte. Doch damit war der lange Programmtag noch nicht zu Ende: Nach dem Abendessen gab es noch ein Kulturprogramm mit Duisburger Polit-Rap von Tenor und einem DJ-Set von El Shado, das den Saal im Naturfreundehaus zum Beben brachte.

Auch der Koalitionsvertrag der Merz-Regierung war Thema

Der dritte und letzte Tag des Treffens stand dann ganz im Zeichen der offiziellen Formalien einer Bundesarbeitsgemeinschaft der Partei die Linke. Der alte Sprecher*innenkreis hatte einen Entwurf für eine Kölner Erklärung vorgelegt, der kontrovers diskutiert, an einigen Stellen verändert und dann gemeinsam fast einstimmig verabschiedet wurde. Der alte Sprecher*innenkreis verabschiedete sich und die neuen Kandidat*innen stellten sich vor und wurden gewählt. Der neue Sprecher*innenkreis für die nächsten zwei Jahre besteht aus Ingrid Wolff (Herford), Nicole Anger (Magdeburg), Attila Gümüs (Köln), Kolja Fuchslocher, Deike Janssen, Juliane Eisenbruch, Jessica Gerke (alle Berlin). Außerdem wurden Nikolai Kinder (Vlotho), Anni Reif (Köln), Kati Engel (Eisenach) und Claudia Bähr (Berlin) in den Koordinierungskreis gewählt. Nach dem gemeinsamen Aufräumen, einem Gruppenfoto des neuen Sprecher*innenkreises und dem Verzehr der letzten Essensreste ging es zufrieden und mit neuer Motivation wieder in alle Himmelsrichtungen.

Der neu gewählte Sprecher*innen & Koordinierungskreis der BAG

Die Kölner Erklärung der Bundesarbeitsgemeinschaft ist hier zu finden und wird auf dem kommenden 16. Kinder- und Jugendhilfetag in Leipzig an die interessierte Fachöffentlichkeit verteilt.